Matthias Kunisch
1961 in Esslingen geboren, lebt und wirkt Matthias Kunisch als Bildhauer und Zeichner in seiner Heimatstadt. Unter seiner Federführung wurde die Villa Nagel mit viel Liebe zum Detail renoviert und restauriert. Schon vor der Fertigstellung im Sommer 2017 begann er in den Räumen der Villa außergewöhliche Kunst- und Kulturveranstaltungen zu initiieren.

VANITAS
Donnerstag, 30. Mai (Himmelfahrt) 20 Uhr
Matthias Kunisch stellt seine neue großformatige Zeichnung vor und gleichzeitig eine neues Format in unserem Haus:
EINE künstlerische Arbeit - EIN Abend.
Zur Einführung und Einstimmung die persönliche Einladung des Künstlers:
Als wie ein Experiment:
Die 6 Wochen zwischen Fastnacht und Ostern verbrachte ich wieder einmal in Klausur mit einer großformatigen Zeichnung.
VANITAS
Nach der Fertigstellung war mir, wie immer, zum feiern, aber vorallem Austausch zu halten in weitläufig privatem Rahmen, mit kulturell interessierten und kritischen Mitmenschen.
Das möchte ich probieren und dazu einladen am 30.Mai um 20Uhr, in der Villa Nagel,
Eberhaldenstaße 5 in Esslingen.
Der Anlass soll auch der Auftakt zu einem neuen Format im Haus sein.
EINE neue bildnerische Arbeit, an EINEM Abend präsentieren und mit demder jeweils dazu eingeladenen Künstlerin im Austausch zu hinterfragen, diskutieren, reflektieren.
Mehr nicht, aber auch nicht weniger. Mir scheint, dass es nicht nur mir ein Bedürfnis ist, solcherlei analogen Austausch zu wagen in diesen virtuellen Tagen.
So bitte ich um Rückmeldung und Weiterleitung an Personen, welche an diesem Experiment freudiges, aber nicht minder ernsthaftes Interesse haben könnten.
Vielleicht lässt sich damit etwas bewirken im Kleinen, aber Feinen.
Zuversichtlich grüßend,
Matthias.
Neue Ansichten des sattsam Bekannten
Matthias Kunisch und Hans Ulrich machen für die „Esslinger Reihe“ den Geiselbach zum Thema
33 auf 48 Zentimeter: Die Zeichnung „Sanierung Geiselbach“ von Hans Ulrich direkt vom Stein gedruckt.

Esslinger Zeitung
26.10.2018
Die Lithographien in limitierter Auflage können weiterhin bei Hans Ulrich zum Preis von 90 Euro erworben werden: Steindruckerei Ulrich
Mittlere Beutau 48 A
73728 Esslingen
Mach‘ doch mal was Kleines“, drängte Steindrucker Hans Ulrich den Künstler Matthias Kunisch immer wieder. Schließlich messen dessen feine Bleistift-Zeichnungen gerne mal drei auf vier Meter, und seine Skulpturen nehmen regelmäßig kolossale Ausmaße an. Nun ließ sich Kunisch nicht länger bitten und reiht sich damit in die Phalanx der Künstler-Kollegen ein, die bereits ein Motiv für die „Esslinger Reihe“ gestaltet haben: Jene Reihe, die Hans Ulrich aus der Taufe hob, um den Kunstschaffenden neue Ansichten der sattsam bekannten und vielfach fotografierten Esslinger Altstadt zu entlocken. Und sieh‘ da, Kunisch kann’s auch in klein: Gerade mal 33 auf 48 Zentimeter misst seine Zeichnung „Sanierung Geiselbach“, die von Hans Ulrich beim Beutauflair in bekannt meisterhafter Manier direkt vom Stein gedruckt wurde.
Hochbrisantes Thema
Ein hochbrisantes Thema im übrigen, legt doch die Sanierung des unter der Geiselbachstraße verlaufenden Kanals die direkte Straßenverbindung zu den nordwestlichen Stadtteilen für lange Zeit lahm und sorgt damit für jede Menge Staus sowie lange Umwege. „1912 wurde der Geiselbach in den inzwischen maroden und sanierungsbedürftigen Kanal gezwängt, um die Straße darüber bauen zu können. Direkt in den Neckar fließen durfte er auch nicht mehr, zusammen mit dem Abwasser aus dem Stadtteil wird er jetzt zur nächsten Kläranlage geleitet“, erläutert der stadthistorisch versierte Hans Ulrich – und machte Matthias Kunisch auf zwei Gemälde aufmerksam, die zeigen, wie sich der heute verdohlte Geiselbach einst am Salemer Pfleghof vorbei gen Marktplatz schlängelte. Kurzerhand beschloss Kunisch, mit dem Zeichenstift den Geiselbach wieder freizulegen.
„Was für ein gigantischer Klotz der Salemer Pfleghof doch ist. Er ragt wie eine Burg hoch auf und war im 18. Jahrhundert noch höher, bevor bei einem Brand das oberste Stockwerk ausbrannte“, sagt Hans Ulrich. Die historischen Gemälde zeigen, dass der Bach durch eine hohe Steinmauer gefasst war, die vermutlich dem Hochwasserschutz diente. Darauf hat sich Kunisch nun seinen künstlerischen Reim gemacht: Vom Geiselbach aus führt eine imaginäre Treppe zu einem Eingangstor in den Pfleghof. Ebenso des Künstlers Fantasie entstammt eine Art Aussichtsplattform im Vordergrund. An deren Geländer steht ein Wanderer, der wie in eine Theaterkulisse hinein auf die Natur blickt. Wer ganz genau hinschaut, entdeckt oberhalb der Beutau ein angedeutetes Gerüst, auf dem eine dem Sensenmann nicht unähnliche Gestalt steht und auf dieses utopisch-visionär freigelegte Esslinger Biotop blickt.
Des ironischen Augenzwinkerns nicht genug: Nach langen nächtlichen Diskussionen haben Kunisch und Ulrich den Himmel in Gold gestaltet. Und golden spiegelt er sich im Geiselbach. „In der Ikonenmalerei steht Gold für Gott, für den universalen Hintergrund, für das Maximum“, erklärt Hans Ulrich. „Und heute fließt durch den überdohlten Geiselbach das Sulzgrieser Abwasser ins Tal.“ Für diesen Gold-Effekt druckt der Steindruckermeister in einem aufwendigen Verfahren für jedes einzelne der 100 Exemplare eine klebrige Farbe vor und pudert das Werk dann mit Metallstaub ein: „Weil das keine Farbe, sondern Metall ist, erhält es diesen matten und edlen Schimmer“, sagt der Drucker. Mit Gold, Rot und Grün wurde die Farb-Lithografie gestaltet: „Rot und Gold sind die ursprünglichen Farben Esslingens, Rot und Grün sind die heutigen Stadtfarben“, erläutert Hans Ulrich.
Heutiger Blick wird Geschichte sein
Natürlich weiß Matthias Kunisch, dass sich seine idyllische Geiselbach-Utopie nicht verwirklichen lässt. Und natürlich weiß er auch, dass man damals, als die Beutau, das historische Weingärtnerviertel, durch den Bau der Ringstraße von der Altstadt abgekoppelt wurde, städteplanerisch andere Vorstellungen hatte als heute: „Jede Zeit hat ihre Prämissen. Damals hieß es: ‚Neu ist gut, das Alte ist vorbei.‘ In den 1970er-Jahren war man eben stolz auf die Autos, man wollte unbedingt so eine Stadtautobahn. Ich bin mir darüber im Klaren, dass irgendwann auch unser heutiger Blick Geschichte sein wird. Mit der Zeichnung möchte ich lediglich den Blick auf diese Stelle fokussieren.“
Zu erhalten ist die Lithografie „Sanierung Geiselbach“ im Fünfeck am Blarerplatz (Franziskanergasse 5)



Der Steindrucker Hans Ulrich druckt die Kunische Zeichnung beim Beutau-Flair am 13. Oktober
Die Zeichnung ist auch als Farb-Lithographie erhältlich, die mit Gold, Rot und Grün gestaltet wurde. Hans Ulrich: „Rot und Gold sind die ursprünglichen Farben Esslingens, Rot und Grün sind die heutigen Stadtfarben“.

Um das Jahr 2000 hat Matthias Kunisch eine kleine Figur modelliert, die mit angestrengter Geste einen großen Stein rollt. Aus diesem ersten, seinem Ur-Sisyphos, transformiert er in den Folgejahren Teile dessen Körpers in hundertfacher Vergrößerung:
Fuß, Auge, Nase, Ohr.
In seiner jüngsten Arbeit sezierte er nun den Lendenwirbelbereich der Figur, vergrößerte und zerteilte ihn in fünf Abschnitte. Separat aufgestellt gerät das Anthropomorphe gänzlich zur abstrakten Skulptur. Die wiederum eröffnet der riesenhaften Form eine besondere räumliche Präsenz.
Seine Arbeit SISYPHOS ist Teil der Ausstellung 'hier (und) in den 70ern' vom Esslinger Kunstverein
und war zu sehen in der Villa Merkel Esslingen vom 15. September bis 29. Oktober 2017.



Matthias Kunisch schneidet in das Volumen seiner Skulptur und schafft ein plastisches Wechselspiel von Körper und Raum.
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